Der große Vorsitzende und sein "Imperium"
Er war jung, sehr jung. Er war ungewöhnlich jung, als er den Vorsitz eines Vereines übernahm. Noch nicht einmal 30 Jahre war er, als er zum neuen Vorsitzenden des TV "Germania" Buschhütten gewählt wurde! Und die Wahlen, die im 2-Jahres Turnus erfolgen, waren in den letzten Perioden immer einstimmig zugunsten des "großen Vorsitzenden". Und jetzt hat er die 50 überschritten, und er ist immer noch Vorsitzender...
Sein Weg zum TVG ging über das Schwimmen. Da war der Buschhüttener Stockborn so was wie die Geburtsstätte: Neben dem wettkampforientierten Schwimm-Meister des ersten Buschhüttener Freibades nach der Renovierung im Jahre 1962, Niederholtmeyer, kam gleich der Student und Praktikant Manfred Deufel aus Ulm, der gemeinsam mit dem Schwimm-Meister die TVG-Schwimmabteilung gründete und der erste Trainer der TVG-Schwimmabteilung war. Manfred war jemand, der die Leute mitreißen konnte. Und da war zuerst die Nachbarschaft angesprochen. Da waren die Theises, dann die Knuffs, später die Schelges, Müllers und Weils, die plötzlich alle Schwimmer waren. Der Stockborn schwimmt. Und auch Volker...
Schlecht war er nicht, was die Zeiten im Wasser anging. Aber der richtig große Durchbruch kam nicht, zumal es immer ziemlich aufwendig war –und im Winter-Dreivierteljahr war der Aufwand ganz schön heftig-, um mehrmals in der Woche mit öffentlichen Verkehrsmitteln die Hallenbäder der Umgebung anzusteuern. Also denn: Volker stieg ins Übungsleiter-"Geschäft" ein. Assistierte er erst dem legendären Trainer Jochen Billich (bekannt mit Mannix-plus, dem Buschhüttener-Dopingmittel ohne erkennbaren Wert).
Er war Schwimmwart des TVG von 1971 bis 1981und legte 1976 den Übungsleiterschein ab. Hier lernte er den Verein, besser, das Vereinslebens schlechthin, von der Pike auf. Waren das Highlights, als es darum ging, den Jahresetat der Schwimmer Jahr für Jahr vor der Jahreshauptversammlung zu vertreten !!!
Und im aktiven Dasein eines Trainers begann nun die Funktionärslaufbahn eher unspektakulär: Er wurde im TVG im Jahr 1976 auch Vereins-Sportwart und wagte so den Sprung in den geschäftsführenden Vorstand. Diesen TVG-Job hielt er übrigens bis einschließlich 1982 inne.
Aber auch über den Verein hinaus wurde er aktiv, in dem er im gleichen Jahr 1976 zum Gau-Schwimmwart gewählt wurde. Er war damals der Boss der DTB-Schwimmer im Siegerland, obwohl der TVG parallel auch bei den Wettkämpfen des Fachverbandes, des Deutschen Schwimmverbandes, am Start war. Aber die Schwimm-Mehrkämpfe des Deutschen Turnerbundes habe in den 70ern und 80-ern Jahren auf Bundesebene, und natürlich auch im Siegerland, einen sehr hohen Stellenwert.
Als "alternder Mann", so mit so mit 36 und 38, zog es ihn mehr zum Volleyball hin und er leitete damals die TVG – Volleyballabteilung. Markenzeichen des "dynamischen Volleyballers" Knuff, Volker: eine Kniescheibe, die im Körper des Volker Knuff nur so herumwanderte, als sei sie ein rotes Blutkörperchen....
Ja, es kam jene legendäre Jahreshauptversammlung im Jahr 1983, als Volker zum 1. Vorsitzenden gewählt wurde. Es lagen recht turbulente Jahre auf höchster TVG-Ebene zurück. Volker löste den heutigen Ehrenvorsitzenden Friedrich Sprenger als Vorsitzender ab. Er war einer der jüngsten Vorsitzenden, die es im Gau, ja im WTB überhaupt je gab. Es muss hier besonders betont werden: Es war in Folge ein sehr "fruchtbares" Duo, der Vorsitzende Volker und sein Vorgänger Frieder als Vize! Da stimmte die Chemie!
Volkers erster ganz großer Auftritt war das 100 jährige Vereinsjubiläum (beim Bezirksturnfest 1980 gab es in Buschhütten seine Generalprobe). Hier hatte er es plötzlich ein ganzes Jahr mit Repräsentationspflichten zu tun, die er wahrzunehmen wusste, wie kaum ein zweiter... Bei den Feierlichkeiten zum Jubiläum wurde er erstmals richtig groß geehrt: der Deutsche Turnerbund verlieh ihm die Ehrennadel in Bronze mit Urkunde.
Jetzt wollen wir natürlich noch einige private Dinge verraten, die eigentlich so gar nicht bekannt sind: Er ist Plittershagener (zumindest sah er dort erstmals die Sonne dieser Welt). Dafür durfte er aber im Stockborn von Buschhütten aufwachsen, weil Vadder Helmut hier eine Bleibe für die Familie Stein auf Stein errichtet hatte. Die 2 älteren Brüder Hans-Jürgen und Lothar hatten sicherlich unmittelbaren Einfluss auf die Entwicklung "Klein-Volkers", der von nun an seinen Mund als Waffe nutzte....
Der Lebenslauf ist teils nicht ungewöhnlich, teils etwas sprunghaft: bodenständig, wie er nun mal war, macht er seine Ausbildung als Maschinenschlosser bei der Firma Achenbach, wo immerhin sein Vater Betriebsratvorsitzender war. Später bildet er sich weiter mit Abschluss zum Techniker. Über den Umweg Siemag-Transplan und der Papier-Union landete er schließlich als Geschäftsführer der österreichischen Firma TGW für Deutschland im IHW-Park Eiserfeld.
Noch privater: So in den Zwanzigern seines Daseins lernte er die Antje kennen, heiratet sie und hat 3 Kinder. Das Problem bei der Sache war: er wurde von nun an Ferndorfer....
... und zum Abschluss landen wir wieder beim TVG: im Jahr 2003 wurde er vom Deutschen Turnerbundes noch mal –und zum letzten Mal (eine Steigerung gibt es nämlich nicht mehr) und wurde mit der Verleihung des Ehrenbriefes ausgezeichnet. Der Ehrenbrief des DTB ist die höchste Auszeichnung, die nur an Bundesmitglieder verliehen werden, die nicht auf Landes- oder Bundesebene tätig sind oder waren!
Erst bei der Mitgliederversammlung im März 2013 wurde er von der Versammlung in den "Unruhe"-Stand entlassen und von selbiger zum 2.Ehrenvorsitzenden ernannt. Er blieb jedoch dem Verein in verschiedenen Gremien weiterhin erhalten.